Ist ein Halal Zertifikat = Halal Fleisch?


Muslime in Deutschland achten bei ihrer Ernährung darauf, dass es sich um Lebensmittel handelt, die Halal sind. Das betrifft auch und vor allem Fleischprodukte, da hierbei abgesehen von der Art des Fleisches besonders die Schlachtung im Vordergrund steht. Um Sicherheit zu schaffen, wurden Halal Siegel ins Leben gerufen. Wie diese funktionieren und welche Probleme sie nach sich ziehen, erklären wir hier.

Die Halal Zertifizierung

Wie bei anderen Zertifikaten, gibt es auch für die Halal Zertifizierung Prüfinstitute, die Hersteller von Lebensmitteln nach bestimmten Kriterien überprüfen, ob das Produkt als „Halal“ eingestuft werden kann oder nicht. Dazu stellt ein Fleischhersteller einen Antrag bei einem Prüfinstitut. Erfüllt der Hersteller die formalen Auflagen, kommt es in der Regel zu einer Betriebsbegehung, bei der die Produktionsprozesse und die Produktionslinien gesichtet werden. Zusätzlich kommt es zu einer Laboranalyse der zu zertifizierenden Produkte. Werden alle Kriterien für eine Halal Zertifizierung erfüllt, entscheidet dann in der Regel ein Komitee aus islamischen Gelehrten und Fachleuten über die Erteilung des Zertifikats.

Die Halal Kriterien

In der islamischen Welt gibt es zu zahlreichen Aspekten unterschiedliche theologische Ansichten. Auch auf die Definition von Halal trifft das zu. Während es weniger Diskussionen darum gibt welche Tiere Halal sind, gehen die Meinungen bei der industriellen Schlachtung schon eher auseinander. Eine Antwort auf die Frage „Wie wird Halal geschlachtet?“ liefert zum Beispiel das Europäische Halal Zertifizierungsinstitut EHZ. Einige der Kriterien sollen hier aufgeführt werden:

  • „Die Tiere dürfen nicht für den muslimischen Verzehr verboten sein (Haram).“
  • „Die Schlachtungen müssen durch muslimische Schlachter durchgeführt werden."
  • „Die Tiere müssen im Augenblick der Halal-Schlachtung lebendig sein.“
  • Betäubungsmethoden, die die Tiere vor Schmerzen und Leiden bei der Schlachtung schützen, sind anzuwenden, wobei bezüglich der Betäubungsmethoden der jeweilige aktuelle Stand wissenschaftlicher Forschung zum Schutze der Tiere anzuwenden ist. Die Tiere dürfen nicht vor dem Entbluteschnitt sterben.
  • „Es ist Pflicht, für jedes einzelne Tier den Namen Allah’s beim Halal-Schlachten zu erwähnen.“
  • „Die Tiere dürfen weder Stress noch Qualen ausgesetzt werden. Der Transport zur Halal-Schlachtung muss so schonend wie möglich gestaltet werden. Die Schlachtinstrumente müssen scharf genug sein, um eine möglichst stressfreie und schnelle Halal-Schlachtung zu gewährleisten.“
  • „Eine Halal-Schlachtung ist vollzogen, wenn die Luftröhre, Speiseröhre und beide Schlagadern unterhalb des Kehlkopfes schnell durchgeschnitten sind. Es müssen mindestens drei dieser vier Stellen durchschnitten werden.“
  • „Es ist unerwünscht, dass der Hals während der Schlachtung gebrochen wird.“
  • „Ausblutung der Halal geschlachteten Tiere muss gewährleistet sein.“ [1]

Dies ist nur ein Auszug aus dem strengen Kriterienkatalog, den beispielsweise das EHZ überprüft. Andere Prüfinstitute lassen bei ihrer Halal Zertifizierung unter anderem keine Betäubung zu, da bei manchen Betäubungsmethoden (z.B. Elektroschock, Kohlenstoffdioxid) nicht 100% gewährleistet werden kann, dass das nicht schon durch die Betäubung stirbt (z.B. Kammerflimmern oder Ersticken).

Es ist daher zu empfehlen, Halal Fleisch beim Kochen oder Grillen zu verwenden, das nach den eigenen Halal Vorstellungen hergestellt wird.

Das Problem mit Zertifikaten

Zertifikate dienen dazu dem Konsumenten oder Abnehmer zu versichern, dass ein Produkt einem bestimmten Qualitätsstandard entspricht oder nach dafür vorgesehen Normen hergestellt wurde. Leider ist es mit Halal Zertifikaten jedoch nicht so einfach wie es oben beschrieben wird. Für zahlreiche Bereiche im Alltag müssen Prüfinstitute, die ein Zertifikat ausstellen wollen, erst von einer anderen Instanz dafür akkreditiert werden. Das kann beispielweise die Deutsche Akkreditierungsstelle sein[2]. Dabei überprüft der Staat, ob ein Prüfinstitut alle notwendigen Kompetenzen vorweisen kann, die notwendig sind, um eine Zertifizierung sachgerecht durchzuführen. Beispielsweise eine Bio-Zertifizierung nach EG-Öko-Verordnung[3]. In Bezug auf Halal gibt es jedoch, wie oben bereits erwähnt keine einheitlichen Standards. Genau so wenig gibt es keine Akkreditierungsstelle, die Halal Zertifizierer überprüft, ob diese überhaupt geeignet sind. Streng genommen dürfte somit jeder Bürger einen Verein, Verband oder ein Unternehmen gründen und Fleischproduzenten nach eigenem Belieben ein Halal Zertifikat ausstellen. Der Begriff Halal ist rechtlich weder geschützt noch anderweitig geregelt wie es das zum Beispiel bei Bio oder Öko der Fall ist. Wenn also ein Zertifizierer der Meinung ist, das Hähnchenfleisch grundsätzlich ja im Islam nicht verboten, also Halal ist, könnte dieser ein Halal Siegel auf dem Produkt ausstellen, ohne dabei die Schlachtung der Tiere zu berücksichtigen.

Unsere Lösung

Da es nach Auffassung des HalalFresh.de-Teams nicht ausreichend ist, sich auf einen einfachen Halal Stempel auf der Verpackung von Fleisch, Wurst und Co. zu verlassen, bieten wir allen Kunden die Möglichkeit, die Schlachtbetriebe zu besichtigen, bevor das Halal Fleisch online bestellt wird.

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[1] https://www.eurohalal.eu/halal-richtlinien
[2] https://www.dakks.de
[3] https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32018R0848&from=DE

 


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